Mit Abstand in Kontakt kommen?! - Was sich auf den ersten Blick nach einem Paradoxon anhört, kann jeden von uns davor bewahren, sich im Alltag oder in der Krise zu verlieren. Dabei gilt es sich zu lösen von einigen Vorstellungen, denen ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Coach aber auch in der Selbsterfahrung immer wieder begegne.
Getreu den Regeln der Achtsamkeit befolge ich in diesem Zusammenhang allerdings immer eine goldene Regel, die ich auch nur jedem ans Herz legen kann: Verurteile Dich nicht für das, was nicht gelingt. Erfreue Dich einfach an jedem Schritt, mit dem Du Dich weiter durch Abstand zu Dir selbst begibst.
Worum geht es?
Im Alltag lauern viele Dinge auf jeden von uns, die es uns leicht machen, uns von uns selbst und unseren Zielen stetig und Schrittweise zu entfernen, ohne, dass wir uns dessen bewusst sind. Wir können uns gerade in diesen Zeiten von (Online-)Termin zu (Online-)Termin hangeln, ohne auf uns selbst zu achten. Durch fehlende "Überbrückungswege" wie den physischen Weg von Raum zu Raum "gewinnen" wir wichtige Minuten, die es uns ermöglichen am Ende des Arbeitstages mindestens ein zusätzliches Meeting durchgeführt zu haben. Pausen werden sowieso überbewertet und schon haben wir die nächste halbe Stunde für ein Meeting ermöglicht. Ein Klick und Distanzen können in Sekunden überwunden werden. Regionale Divergenzen verschwimmen scheinbar und besitzen scheinbar keine Bedeutung mehr.
Wir können uns zudem privat in Social-Media-Kanälen und uns mit dem Leben Anderer oberflächlich verbinden und dabei das Eigene aus den Augen verlieren. Auch hier beladen wir uns in kürzester Zeit mit einem Berg von Informationen und verschwenden zunächst keinerlei Gedanken daran, ob wir das alles, was wir da aufsaugen auch verdauen können.
Was kann passieren?
Nun, was passiert mit einem Staubsauger, dessen Behälter bis zum Rand gefüllt ist. Er saugt nicht mehr, obwohl er läuft. Er läuft und läuft und läuft dabei irgendwann heiß. Im schlimmsten Fall geht er am Ende kaputt und das alles "nur", weil man sich nicht die Mühe gegeben hat, den Behälter zu leeren und eine Pause zu gönnen.
Übertragen wir diese Analogie auf den Start dieses Blogs wird schnell klar worum es geht. Nicht mehr und nicht weniger als unsere Gesundheit steht auf dem Spiel, wenn wir es nicht schaffen uns zu lösen. Zu lösen von einem falschen Verständnis von Zugehörigkeit oder dem Gleichsetzen von "guter Arbeit" mit hohen Terminintervallen.
Zu lösen von der Idee, dass wir immer dabei sein müssen, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Schnell kann sich hieraus ein Burnout entwickeln, der den Weg in eine langfristige Therapie zeichnet. Nie ist man fertig, nie wird etwas erreicht und obwohl gegeben und gegeben wird, erhält man - gefühlt oder reell - nichts zurück.
Was kann ich tun?
So einfach es klingt, so schwer ist es. Abschalten. Abstand herstellen. Selbstdisziplin stärken. Fokus herstellen.
Regeln für sich selbst können dabei eine große Unterstützung darstellen. Regeln fürs Private genauso wie Regeln für die Arbeit. Wieviel meiner Arbeitszeit verbringe ich in und mit Meetings und schaffe ich es dabei diese und deren Inhalte in einer für mich angemessenen und zufrieden stellenden Weise vor- und nachzubereiten?
Kann ich mir ggf. Blöcke in meinem Kalender einrichten, in dem ich "nur" etwas recherchiere oder "nur" abarbeite? Kann ich ggf. auch mit einem Vorgesetzten eine Vereinbarung treffen, die mir das ermöglicht?
Ich kann mich also mit Fragen auseinandersetzen, ob es auch eine andere Möglichkeit gibt mit dem, was mir begegnet und worin ich mich bewege, umzugehen.
Gleichzeitig kann ich mir Regeln auferlegen in meiner Freizeit kein Smartphone in die Hand zu nehmen. Oder ich reduziere es auf ein bestimmtes Limit, sodass ich in der übrigen Zeit für mich oder meine Familie da bin. Für mich? JA, für Dich. Lies ein Buch, gehe spazieren, lasse zu, Dich mit Gedanken zu beschäftigen, die sich bei Dir melden. Hilf Dir, mit Dir selbst im Kontakt zu bleiben - es lohnt sich!
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