Die Strahlkraft von Führungskräften

Harro Engelmann • 22. März 2023

Die Strahlkraft von Führungskräften

Wie sie erkennbar wird, wo sie wirkt und wie der Begriff von Handlungsmustern damit verknüpft werden kann.



Ja, Führungskräfte haben es nicht leicht. Sie müssen viel arbeiten. Sie müssen sich strategisch positionieren. Sie werden für vieles verantwortlich gemacht, für Dinge die sie zu verantworten haben und für alles Andere auch. Sie müssen häufig mit hohen Erreichbarkeitszeiten glänzen und befinden sich schnell im Rechtfertigungsraum, wenn es um die Erfüllung ihrer Bedürfnisse nach Privatleben, Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder ähnlicher Themen geht.

Ja, es gibt diese Welt tatsächlich noch in unseren Breitengraden, in denen sich auch Führungskräfte nicht alles aussuchen können und sich den Begebenheiten der Unternehmung in der sie tätig sind qua fehlender Alternativangebote unterordnen.


Was dies alles jedoch nicht bedeutet, ist die Tatsache, dass Führungskräfte, die in diesen Umgebungen arbeiten, in irgendeiner Form isoliert wirken. Zu denken, sie hätten in ihrem Verhalten, ihrer Unsicherheit, ihren Konflikten und ungelösten Spannungen keine Auswirkungen auf die Menschen, die sie führen, wäre fatal. Vielmehr ist das Gegenteil tatsächlich der Fall. Menschen, die durch eine Führungskraft geführt werden, die selbst in einer Überforderungshaltung aktiv ist, werden durch Übertragung, Ausstieg, Rebellion oder auf sonst eine Weise reagieren, die dem Unternehmen in irgendeiner Weise schadet. Allein schon, weil sie es aus Selbsterhaltungsmechanismen müssen.


Und so verhält es sich auch mit Spannungen zwischen Führungskräften und Hierarchie-Ebenen. Was die Akteure auf ihrer Handlungsebene nicht lösen, vererbt sich an die Mitarbeiter:Innen. Sie übernehmen die Konflikte der höheren Ebene. Sie reagieren gar mit Abwanderung.


Warum mir dieser “alte Hut” ein Blog-Post wert ist? Nun, Unternehmungen fragen uns Coaches gern an, um ein bestimmtes Symptom zu behandeln und die berühmten “Organisationspflaster” zu verteilen. Das Problem dabei: genauso, wie es der gesunden Haut nicht gefällt, wenn man sie immer mit Pflastern beklebt, gefällt es den Mitarbeitern nicht, wenn ihre Probleme nicht ernstgenommen werden und nicht die Ursachen bearbeitet werden.

Zu kryptisch? Einfach gesagt: Wenn Mitarbeiter in hohem Maß abwandern, heißt es nicht, dass die Mitarbeiter gemein sind. Es heißt auch nicht, dass die Führungskraft unfähig ist. Es heißt in erster Linie: etwas im im Unternehmen (System) läuft nicht so, wie es soll.


Unternehmungen, die bestehen bleiben, werden sich daher auf die Suche nach dem Ursprung dieser Störung begeben, Menschen zuhören und die Ursprünge bearbeiten. Dies kann durch Einzelcoachings, Teamcoachings, Konfliktcoachings geschehen. Es wird Energie freigesetzt, die in konstruktive Arbeitsprozesse umgewandelt wird.

Unternehmungen, die diesen Weg nicht gehen, gefährden sich und ihre Existenz am Ende selbst. Denn, das Pflaster wird den Knochenbruch nicht heilen. Unternehmungen sind also gefordert ihre reflexartigen Muster abzulegen, immer ein Pflaster kleben zu wollen, wenn eine längere Behandlung erforderlich ist. Auch hier müssen Muster erst erkannt werden, um dann Veränderungen zu erzielen. Dies alles sind Prozesse und keine “Quick wins”. Sie können schmerzhaft sein und kosten auch Kraft.


Und am Ende sorgen sie dafür, dass Unternehmungen und die Menschen in ihnen gesund bleiben.

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