Enjoy your brain

Harro Engelmann • 3. April 2023

Lernen und Austausch darüber sind schön

Ja, ich bin gebiased. Ich komme gerade wieder aus einem Weiterbildungsmodul, in dem es reichlich um die Weiterentwicklung der eigenen geistigen Kapazitäten zum Wohle vieler ging. Denn das Modul zum Thema Führung lädt zu Tiefe und Nachhaltigkeit ein. Und nachdem ich mich zwei volle Tage lang einmal mehr mit Texten von Luhmann und Elias beschäftigen und Diskussionen mit vielen klugen Köpfen führen durfte, entwickelte sich unterbewusste Freude über das, was ich da so in meinem Kopf sozusagen als biologisch vorgesehene Mitgift erhalten habe: Mein Gehirn.


Denn neben dem Effekt, den ich nach intensiven Diskussionen erlebte, dass mein Kopf einfach irgendwann “gesättigt” war und nicht mehr aufnahmefähig für bestimmte Informationen, war da auch ein anderes Gefühl. Es war das Gefühl der Freude über das Gelingen von Gedanken und deren Zusammenführung in der Gruppe zu neuen Gedanken und Ideen. Es war die Glückseligkeit darüber, dass Synapsen aktiviert oder reaktiviert wurden und darüber Erkenntnisse gewonnen werden konnten, die Kreativität ermöglichten. So entwickelten sich z.B. wundervolle Trainingsideen zur Darstellung des Unterschiedes traditionelle und agilen Führens.


Und als ich dann auf dem Weg nach Hause in der SBahn über die derzeit aufflammende Diskussion zu ChatGPT und künstlicher Intelligent nachdachte, da kam mir der Gedanke zu diesem Post. Denn irgendwie stimmte es mich wehmütig, dass es offenbar vielen Menschen nicht ausreicht, das Denken nur bis zu einem gewissen Grad den Maschinen zu überlassen, sondern sie sogar danach streben ihre Kreativität und ihre Fähigkeit Dinge “neu zu denken”, mit anderen Menschen in Austausch zu kommen und darüber neue Gedanken zu entwickeln, an die Maschine abzugeben.


Natürlich bin ich beeinflusst. Beeinflusst durch meine Glücksmomente einer mich wohlwollend fordernden und somit ein gesundes Lernklima schaffenden Weiterbildung. Trotzdem möchte auch ich mich gern in diejenige Gruppe von Menschen einreihen, die nach dem tieferen Sinn fragen möchte, warum es sinnvoll sein kann Entwicklungsgeschwindigkeit in unermessliche Dimensionen zu bringen, wenn nur noch einzelne Personen folgen können.


Nach einem Modul der Weiterbildung benötige ich in der Regel ein paar Tage, bis mein Hirn und meine Abläufe wieder in einer Balance und einem Zustand der “Arbeitsnormalität” überführt sind. Wie geht es uns in der Gesellschaft, wenn wir über KI zu immer neuen Zusammenhangsbildungen aufgefordert werden, ohne dass wir deren Ursprung nachvollziehen können?



Und worum geht es mir nun mit diesem Post? Keine politische Äußerung, kein Für, kein Wider. Einfach eine persönliche Reflexion, dass mein Leben auch wunderbar ohne ChatGPT funktioniert und ich mich lieber ein paar Tage zum Lernen und zum Verarbeiten der Lernerfahrung zurückziehe, als so zu tun, als ob ich diesen ganzen Prozess einer Maschine überlassen kann, die diesen Prozess in 5 Minuten für mich löst. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Ich freue mich schon auf mein nächstes Modul: Organisation bewegen.

Krisen können auch Chancen sein
von Harro Engelmann 21. Februar 2025
Krisen zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Welt in der wir leben und wie wir sie kennen im Großen wie im Kleinen verändern. Und gleichzeitig ermöglichen sie uns, dass wir uns wandeln.
Trump oder Team - wirksame Führung kann mehr sein als die richtigen Zahlen zu liefern.
von Harro Engelmann 5. Februar 2025
Trump oder Team - wirksame Führung kann mehr sein als die richtigen Zahlen zu liefern. Dafür muss sie aber der Realität ins Auge blicken, dass der Zeitpunkt, an dem Teamkohäsion als bedeutsamstes Kriterium für Erfolg gewertet wurde wohl erst einmal passé ist.
Die Stühle bleiben leer, wenn die Digitalisierung die Menschen nicht mitnimmt
von Harro Engelmann 21. Januar 2025
Digitalisierung ist nicht das Gleiche wie Kulturwandel und doch hängen beide Begriffe so nah beieinander und aneinander. Es kann mit Digitalisierungsprozessen viel gewonnen und auch einiges kaputt gemacht werden.
Strategiemeeting im Weihnachtsstress
von Harro Engelmann 2. Dezember 2024
Jahr für Jahr wiederholt sich das gleiche Szenario in vielen Unternehmen: Kurz vor Weihnachten steht mindestens ein Strategiemeeting an, das einen hohen Anspruch an Vollständigkeit und Perfektion verfolgt. Die begrenzte Zeit und die immense Erwartung, in wenigen Tagen das Fundament für das kommende Jahr zu legen, bilden dabei unüberbrückbare Herausforderungen, die die Führungskräfte meistens frustrierter zurücklassen. Oder wie es ein Bekannter von mir vor kurzem formulierte: “Oh man, ich weiß gar nicht, wo mir grad der Kopf steht! Ich hab in letzter Zeit ständig Strategie-Meetings und Workshops, die alle plötzlich in meinem Kalender erscheinen und mich vom Arbeiten abhalten!” Doch warum werden diese Meetings immer wieder so spät im Jahr angesetzt und welchen Einfluss hat das auf die Qualität der erarbeiteten Strategien und vor allem auf die Führungskräfte des Unternehmens? Der Timing-Fehler Die Monate November und Dezember sind für viele Mitarbeiter ohnehin schon eine stressige Zeit. Jahresabschlüsse müssen vorbereitet, Projekte abgeschlossen und zukünftige Budgets geplant werden. Inmitten dieses Chaos treffen sich Führungsteams, oft viel zu kurzfristig, um über weitreichende strategische Entscheidungen zu diskutieren. Die Folge: ein enormer Druck, alle Themen umfassend behandeln zu müssen, während die nötige Ruhe und Fokussierung fehlt. Was daraus erwächst sind fahrige “Strategien”, die z.T. im Widerspruch zueinander stehen und aus ihrer Gründung heraus Spannungen erzeugen. Der Anspruch an Vollständigkeit Der Wunsch, jede mögliche Eventualität im Strategiepapier abzudecken, führt oft zu überladenen und unklaren Plänen. Anstatt sich auf wesentliche Ziele und Maßnahmen zu konzentrieren, neigen (auch Leadership-) Teams dazu, sich im Detail zu verlieren. Dieser Hang zur Überkomplexität wird oft durch die fehlende Zeit zur sorgfältigen Vorbereitung und Nachbearbeitung der Themen verstärkt. Auch hierdurch entstehen unterschiedliche Problemlagen. Mikromanagement ist eines davon. Der fehlende Blick für Gesamte eine weitere. Die Führungskräfte Sie sind zumeist in der kalten Jahreszeit auf einer erhöhten Betriebstemperatur: Mitarbeitende fallen krankheitsbedingt aus, Zahlen müssen geprüft und vielleicht auch noch das ein oder andere Prämienrelevante persönliche Entwicklungsziel abgearbeitet werden. Und dann braucht es ausgerechnet in dieser Zeit eine Auseinandersetzung mit der Zukunft und den Zielen? Das frustriert und senkt die Motivation. Das kann zuweilen selbst die erarbeitete Strategie konterkarieren. Und für angespannte und zugleich motivierte Menschen den berühmten Tropfen darstellen. Und was kann hier helfen? Nun, als erster Schritt: Terminplanung und die Frage danach, wie im Unternehmen eigentlich Strategie geplant werden möchte und soll! Dabei lohnt sich der Einsatz von Methoden, die auch Planungsprozesse unterstützen. Es lohnt sich auch, bei der Terminplanung eine Zeit zu berücksichtigen, in der die Geschäfte eher ruhig laufen und die relevanten Personen nicht an der Spitze ihrer Auslastung unterwegs sind. Ein weiterer Schritt: eine Auseinandersetzung mit den Erwartungen an das Meeting oder die Meeting-Serie. Wer sich traut, klar auszusprechen, was er erreichen möchte, hat mehr Chancen am konkreten zu diskutieren. Die Diskussionen wabern nicht im Raum und Menschen verlassen denselben nicht frustriert. Im Meeting selbst: Fokussierung auf das Wesentliche! Durch gezielte Moderation helfen Sie, Ablenkungen zu vermeiden und das Meeting auf die entscheidenden Punkte zu konzentrieren. Und dabei hilft eine über Jahre erfolgreich angewandte Regel: Wer inhaltlich diskutieren möchte, moderiert nicht. Und wer moderieren möchte, diskutiert nicht inhaltlich mit. Daher lohnt es sich meistens, zum Thema Strategie eine externe Moderation hinzuzuziehen, die Methoden-kompetent die Ziele der Gruppe im Blick behält und die Gruppe zur Zielerreichung führt. Und ein weiterer Schritt: Eine Strukturierte Vorbereitung Indem sie im Vorfeld klare Vorbereitungsprozesse definieren, stellen sie sicher, dass die relevanten Informationen und Analysen rechtzeitig zur Verfügung stehen. Zudem hatten alle Teilnehmenden die Gelegenheit, sich vorzubereiten und ihre jeweiligen Perspektiven zu sortieren. Das steigert zudem den Grad der tatsächlichen Beteiligungsmöglichkeiten und erhöht die Konsensfähigkeit der Gruppe. Ein Fazit Späte Strategiemeetings, die eine umfassende Vollständigkeit anstreben, sind oft zum Scheitern verurteilt, wenn sie unter Zeitdruck und ohne klaren Fokus durchgeführt werden. Externe Begleitung kann hier den entscheidenden Unterschied machen, um Struktur und Effizienz in den Prozess zu bringen und den Wunsch nach einer klaren und umsetzbaren Strategie zu erfüllen. Während sich das Jahr dem Ende zuneigt, sollten Unternehmen darüber nachdenken, wie sie ihre zeitlichen Abläufe und Ressourcenplanung optimieren können – denn die beste Strategie ist nutzlos, wenn sie in Hektik und Unklarheit entwickelt wird.
Gegenüberstellung Homeoffice und Arbeit an einer Maschine
von Harro Engelmann 26. November 2024
Wer im Homeoffice arbeiten darf, kann sich glücklich schätzen. Nicht jedem ist dieser Luxus vergönnt.
Oktopus und Change sind gar nicht so unterschiedlich.
von Harro Engelmann 16. Februar 2024
Oktopus und Change Prozesse haben mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Der Ausstieg von Führungskräften aus einem Prozess erzeugt Spannung
von Harro Engelmann 1. Februar 2024
Der Ausstieg von Führungskräften aus einem Prozess erzeugt Spannung - aber was verrät er vielleicht über die Organisation?
Führungskräfte haben einen komplizierten Job, der auch von ihrer Umwelt abhängt.
von Harro Engelmann 24. Januar 2024
Führungskräfte haben einen komplizierten Job, der auch von ihrer Umwelt abhängt. Einfache Modelle helfen da manchmal wenig.
Wie wir durch Präsenz unsere Umwelt gestalten können
von Harro Engelmann 12. Januar 2024
Manchmal reicht das Zusammenspiel zwischen Innen und Außen, um gute Wirkung bei sich selbst und der Umwelt zu erzielen. In meinem neuen Post blicke ich darauf, wie mich ein Zitat Sartres in einer Selbstreflexionsschleife auf verschiedene Antworten gebracht hat, Veränderungsprozessen und der fortwährenden Auseinandersetzung mit Wunsch und Wirklichkeit zu begegnen.
Resümee aus 2023
von Harro Engelmann 29. Dezember 2023
Am Ende eines Jahres lohnt sich ein kleiner Blick zurück. In diesem Fall ein Blick auf meine Selbstständigkeit.