Auch vor der ganzen Corona-Remote-Homeoffice-Zeit war ich als Hundebesitzer bereits ein großer Fan des Draußen-Seins. Und so bin ich im Laufe der letzten Monate immer wieder über die Frage gestolpert, wie ich meinen beruflichen Alltag mit vielen Meetings via Zoom oder Teams, sitzend am Schreibtisch dahin bewegen kann, dass ich mich auch wieder mehr draußen aufhalten kann.
Worum es mir dabei vorzugsweise ging - und wahrscheinlich hat es auch deswegen etwas gedauert, bis ich auf den Lösungsweg gekommen bin - musste ich allerdings erst herausfiltern. Denn natürlich wäre es ein Leichtes gewesen, einfach nach der Arbeit rauszugehen und zu spazieren oder Sport zu treiben.
Worum es mir aber ging war schlichtweg einen Austausch mit Kollegen zu haben, ohne immer nur das Gleiche zu tun, oder am gleichen Ort zu sitzen. So wie im Leben vor Corona. Gemeinsam nach dem Mittagessen einen Spaziergang machen. Gemeinsam einen Kaffeetrinken fern des Schreibtisches. Mir wurde auf einmal auch durch den Austausch mit meiner Frau schlagartig bewusst, was es brauchte, um diese Lücke mit einem veränderten Verhalten meinerseits zu schließen.
Und so beschloss ich ein Experiment zu starten. Zunächst sprach ich hierfür mit einem befreundeten Kollegen, ob er damit einverstanden sei, dass ich bei unserem nächsten eins-zu-ein s Gespräch nicht am Schreibtisch, sondern im Wald mit meinem Hund unterwegs wäre. Er war interessiert worum es ging und ich erläuterte ihm, dass ich auf diese Weise mein Gefühl von Teilhabe stärken und im Gegenzug das Gefühl von Isolation einhergehend mit mangelnder Bewegung senken wollte. Es war ein sehr erfolgreiches Experiment, indem mir mein Kollege am Ende sogar bescheinigte, dass ich trotz freilaufenden Hundes deutlich fokussierter während unserer Diskussion unterwegs war als er, der permanent durch Nachrichten des Messengerdienstes sowie einkommender Emails in seiner Konzentration gestört war.
Mit diesem positiven Ergebnis ging ich von nun an mit immer mehr KollegInnen in den Wald. Wenngleich im Zoom call und nicht in Persona. So hielt ich auch einige Coachings ab, welche sehr fokussiert und klar abliefen. Das Geheimnis bestand hier u.a. auch darin, dass der Coache sich ebenfalls auf einen Spaziergang begab, sodass wir uns gemeinsam auf den Weg machten.
Das Ganze mündete schließlich in einer Ausweitung meines Experiments. Ich probierte mich an einem kompletten Meeting aus. Und es funktionierte wunderbar. Nachdem ich bereits wusste, auf welchen Wegen ausreichend Empfang bestand und ich in der Bedienung der Stummschalttaste für das notwendige Abrufen des Hundes ausreichend Kompetenz erlangt hatte, war die Teilnahme an einer Diskussion mit mehreren Teilnehmern gar kein Problem für mich. Ganz im Gegenteil: entsprechend des Feedbacks meines Kollegen war ich äußerst fokussiert und sehr zielstrebig in diesen Meetings.
Inzwischen ist es für meine Kollegen normal geworden, mich mindestens zweimal die Woche virtuell im Wald anzutreffen, wenn wir einen morgendlichen Termin vereinbaren. Ich freue mich sehr, dass es mir offensichtlich gelungen, ist, mein Verhalten in der Gestalt zu verändern, dass ich mehreren Anforderungen zur gleichen Zeit gerecht werden kann. Und dies, ohne das ich Einschränkungen in Kauf nehmen muss.
Es ist mir imGegenteil sogar gelungen KollegInnen von der Idee zu begeistern und darin zu inspirieren eigene Experimente zu starten.
Es lohnt sich also, sich mit seinen Bedürfnissen zu verbinden, anstelle sie abzulehnen und als unrealistisch oder nicht umsetzbar in die Ecke zu verdammen. Es lohnt sich Experimente zu starten und es lohnt sich immer, über dass was einen bewegt mit anderen Menschen zu sprechen.
In diesem Sinne, bleibt und werdet weiter kopffit!
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